Tobi erklärt aus seiner Perspektive als Bergführer, was das Averstal so einzigartig macht und wie er die aktuelle Schneesituation sieht. Weiter erzählt er, wie die Tourenwoche aufgebaut ist, welche Ausbildungsthemen im Fokus stehen und vieles mehr.

Ausbildungsgenuss im Averstal

Höhenfieber setzt den Fokus auf eine solide Ausbildung in den Bergen. Wir verbinden erlebnisreiche Tourentage mit theoretischen und technischen Inputs und schaffen so den perfekten Ausgleich zwischen Ausbildung und Anwendung. Mit diesem Motto in Gedanken ist auch die Ausbildungswoche Skitouren im Averstal entstanden. Während fünf Tagen werden die Grundlagen für einfache und mittelschwierige Skitouren erlernt. Das Averstal eignet sich dafür perfekt: schneesicher und mit einer grossen Vielfalt an Tourenmöglichkeiten.

Simon Eugster aus Winterthur war mit Bergführer Tobias Erzberger in der ersten Märzwoche im Averstal mit dabei. Er berichtet, was er während diesen fünf Ausbildungstagen alles erlebt hat. «Es war eine sehr lustige und amüsante Woche, atemberaubend und wunderschön – ab und zu aber auch etwas frustrierend.» Was genau er mit «etwas frustrierend» meint, was sein persönliches Highlight war und wie die Schneeverhältnisse waren, liest du im Interview.

Bergführer Tobi erklärt aus seiner Perspektive, was das Averstal so einzigartig macht und wie er die aktuelle Schneesituation sieht. Weiter erzählt er, wie die Tourenwoche aufgebaut ist, welche Ausbildungsthemen im Fokus stehen und vieles mehr. Wir wünschen dir viel Spass beim Lesen.


«Ich konnte die schönen Momente in der Natur mit einer Gruppe von Gleichgesinnten sehr geniessen»

Interview mit Simon Eugster vom 14.03.2023

Simon Eugster war vom 6. – 10. März in der Ausbildungswoche Skitouren Averstal mit dabei. Während fünf Tagen konnte er in die Welt des Skitourengehens eintauchen. Bergführer Tobi hat dabei auf die perfekte Kombination zwischen Theorieinputs und Anwendungstouren geachtet. Tourenplanung und Lawinenrettung aber auch Powder-Abfahrten, köstliches Essen und gute Gesellschaft waren Teil dieser erlebnisreichen Woche.

Kurz zu dir Simon: was machst du beruflich, was begeistert dich?

Ich arbeite als Therapeut im Bereich der Komplementärtherapie und baue aktuell in Winterthur meine eigene Praxis auf. Sport, Bewegung und Natur waren schon immer ein wichtiger Teil in meinem Leben. Meine Naturverbundenheit wurde mir während der Ausbildungswoche im Averstal wieder aufs Neue bewusst. Die Ruhe der Natur und die Kraft der Berge haben schon fast etwas Mystisches. Gleichzeitig birgt die Bergwelt aber auch Gefahren. Dieser Kontrast fasziniert mich.

Kannst du die letzte Woche im Averstal kurz zusammenfassen? 

Es war eine sehr lustige und amüsante Woche, atemberaubend und wunderschön – ab und zu aber auch etwas frustrierend. Manchmal frustrierend, weil mir die Tiefschneeerfahrung fehlte und die Schneebedingungen sich als schwierig herausstellten. Teilweise hatte es sehr wenig Schnee und je nach Hang und Exposition fanden wir alle Arten von Schneebeschaffenheit. Griesschnee durch und durch oder Windharsch, Schneehänge ohne richtige Unterlage oder hart gepresster Schnee: es war einfach alles dabei. Diese Verhältnisse machten einen souveränen, eleganten Abfahrtstil eher schwierig. Am Freitag hat es zu guter Letzt doch noch geschneit und wir haben unsere letzte Skitour, trotz bedingter Sicht, sehr genossen. Da kamen wir in den Genuss von 15-20 Zentimeter Pulverschnee, was mich zur Erkenntnis brachte, dass ich wohl doch nicht ganz so ein schlechter Skifahrer bin, wie ich die Tage zuvor noch dachte.


Was war dein persönliches Highlight der Ausbildungswoche im Averstal?

Unser Bergführer Tobi hat seine Begeisterung fürs Skitourengehen enorm gut in die Gruppe eingebracht. Seine Freude und Faszination waren richtig ansteckend. Auch die Gruppenkonstellation war genial: wir haben uns alle gut versanden und viel gelacht. Dies war der Punkt, über den ich mir am meisten Gedanken im Voraus gemacht hatte. Wie wird wohl die Gruppe sein? Passen wir von den Erwartungen und Erfahrungen her zusammen? In der Ausschreibung der Tour wird beschrieben, dass pro Tag 1000 Höhenmeter Aufstieg auf dem Programm stehen. Wobei ich mich wiederum gefragt habe, ob ich die nötige Fitness mitbringe, um vier Tourentage in Folge zu bewältigen. Meine Sorgen haben sich aber schnell aufgelöst und die Ausbildungswoche war ein wahrer Genuss. Somit ist mein Highlight das ganze Erlebnis. Ich konnte die schönen Momente in der Natur mit einer Gruppe von Gleichgesinnten sehr geniessen.

Welche Vorkenntnisse hast du mitgebracht?

Ich würde mich als einen sicheren Pistenskifahrer bezeichnen. Im letzten Jahr habe ich zwei einfachere Skitouren im WS-Bereich unternommen. Allgemein kann ich sagen, dass mir die langen Aufstieg und das Eintauchen in die Natur fast mehr Freude bereiten als die Abfahrt. Der Aufstieg und die Regelmässigkeit des Gleitens der Felle auf dem Schnee haben schon fast etwas Meditatives. Tiefschneeerfahrung habe ich noch nicht sonderlich viel.

Wie sieht so ein typischer Tagesablauf aus, was hast du erlebt?

Wir haben jeden Tag mit einem gemütlichen und gemeinsamen Frühstück gestartet. Dabei ist zu bemerken, dass die Küche im Hotel Capetta unglaublich gut ist. Das Frühstück war sehr vielfältig und das Abendessen war fantastisch. Während dem Frühstück haben wir das Lawinen Bulletin gecheckt und dessen Interpretation besprochen. Danach gingen wir los. Meist um halb acht Uhr morgens nahmen wir den Bus zu unserem Ausgangsort der Tour. Diese wurde sorgfältig von Tobi geplant und den Verhältnissen und Erfahrungen der Gruppe angepasst. Unterwegs und auch während den Theorieinputs lernten wir viel zur Tourenplanung, der Einschätzung des Geländes und der Lawinenrettung.

Die Skitour nahm so in etwa den halben Tag in Anspruch und am frühen Nachmittag waren wir zurück im Hotel. Dies liess uns genügend Zeit, um uns zu entspannen oder einen kurzen Power Nap einzulegen, um Energie aufzutanken. Die humorvolle Art und auch die Klarheit von Tobi, die Theorie kurz und knapp auf den Punkt zu bringen, rundeten das Erlebnis perfekt ab. Vor dem Abendessen haben wir uns für die Ausbildungsthemen und Tourenplanung getroffen. So fühlten sich die Tage nie überfüllt an und wir hatten immer genügend Zeit für uns.

Hast du etwas vermisst oder würdest du an der Ausbildungswoche etwas ändern oder verbessern?

Vom Tourenbeschrieb her war für mich nicht klar, wie genau der Tagesablauf aussieht. Vielleicht könnte mehr beschrieben werden, dass trotz Ausbildungsprogramm und täglicher Skitour genügend Luft für einen Rückzug bleibt. Auch war mir nicht bewusst, dass die Touren in der Ausschreibung nur als Empfehlungen gelten. Da das Averstal so viele Möglichkeiten bietet, konnte Tobi die Skitouren an unsere Erfahrungen und Bedürfnisse sowie die aktuellen Verhältnisse gut anpassen.


Hast du bereits die nächste Skitour geplant?

Einerseits kam ich während dieser Woche zu der Erkenntnis, dass meine Skitouren Schuhe zu schmal für meine breiten Füsse sind und nur bedingt zu meinen Bedürfnissen passen. Andererseits finde ich die aktuellen Schneeverhältnisse eher schwierig, weshalb ich noch nicht gleich die nächste Skitour geplant habe. Aber wir haben in der Gruppe sehr gut harmoniert und bleiben weiterhin in Kontakt, was mich sehr freut. Vielleicht ergibt sich diesen Winter nochmals eine gemeinsame Skitour.

 

Gehst du auch im Sommer in die Berge und hast du bereits ein Ziel?

Im Sommer bin ich viel am Wandern. Ich kann mir aber gut vorstellen, einen Grundkurs im Bereich Hochtouren zu besuchen. Da mich diese Kombination von Ausbildung und Anwendungstouren sehr überzeugt hat und mich Hochtouren ebenfalls reizen. Ich würde gerne den Umgang mit Pickel und Steigeisen erlernen und in diese Welt des Draussenseins eintauchen.

Ausbildungswoche Skitouren im Averstal

Während diesen fünf Ausbildungstagen erlernen wir die Grundlagen für einfache und mittelschwierige Skitouren. Mehrheitlich im Gelände, teils in der Theorie bieten wir den idealen Einstieg, um stressfrei mit dem Skitourengehen zu beginnen. Schritt für Schritt erarbeiten wir uns die Grundlagen in einem bewährten Mix aus Ausbildungs- und Anwendungstouren ergänzt mit Tipps und Tricks unserer erfahrenen Bergführer. Im hochgelegnen Averstal finden wir eine grosse Zahl an Tages- und Rundtouren. Das abwechslungsreiche Gelände bietet viele herrliche Abfahrten - an Möglichkeiten wird es auch im Winter 2024 nicht fehlen: Wir bieten die Ausbildungswoche wöchentlich von Anfang Januar bis Ende März an.

Ausbildungswoche Averstal

Die Ausbildungswoche im Averstal aus Sicht des Bergführers Tobias Erzberger

Interview vom 13.03.2023

Bergführer Tobias Erzberger war die letzte Woche fünf Tage mit einer Gruppe von Gästen im Averstal unterwegs. Genauer gesagt auf der Ausbildungswoche Skitouren im Averstal. Im Interview erklärt er, was das Averstal einzigartig macht, welche Ausbildungsthemen im Fokus stehen und wie er die Schneelage für die kommende Skihochtourensaison einstuft.

Kannst du die Zeit im Averstal kurz zusammenfassen?

Ich war mit einer lustigen und jungen Gruppe von Gästen unterwegs. Wir konnten spannende Touren unternehmen und genossen perfektes Wetter. Zum Abschluss der Tourenwoche gab es sogar noch etwas Neuschnee. Die Gäste waren sehr motiviert und so konnte ich unterwegs viele interessante Fragen zur Tourenplanung und dem Lawinenrisiko beantworten.

Tobias Erzberger

«Durch die abwechslungsreichen Tourenmöglichkeiten und verschiedenen Expositionen lässt sich das Tagesprogramm perfekt an die Verhältnisse und die Erfahrung der Gäste anpassen»

Foto: Tobias Erzberger

Inwiefern eignet sich das Averstal für eine Skitouren Ausbildungswoche?

Durch die abwechslungsreichen Tourenmöglichkeiten und verschiedenen Expositionen lässt sich das Tagesprogramm perfekt an die Verhältnisse und die Erfahrung der Gäste anpassen. Das Averstal bietet einfaches Gelände und gleichzeitig auch anspruchsvollere Routen, wo eine sichere Ausführung von Spitzkehren gefragt ist. Sowohl im Aufstieg als auch in der nachfolgenden Abfahrt gibt es für jedes Niveau passende Hänge.

Ausserdem bietet das Tal eine heimelige und sympathische Atmosphäre. Mit dem Hotel Capetta haben wir eine hervorragende und gemütliche Unterkunft. Die Busstation befindet sich direkt neben dem Hotel und viele Tourenausgangspunkte sind bestens mit dem öffentlichen Verkehr erreichbar.In Avers befindet sich ein kleiner Laden, in dem die Tourenverpflegung gekauft werden kann.Obwohl das Averstal unter Skitourengehern bekannt ist, trifft man hier nicht zahlreiche Leute auf derselben Tour an. Das langgezogene Tal bietet genügend Tourenmöglichkeiten und überzeugt so als ruhiges und idyllisches Gebiet.


Auf welchen Inhalten liegt in diesen fünf Ausbildungstagen der Fokus?

Der Fokus liegt auf der Aufstiegs- und Abfahrtstechnik, Lawinenrettung, Tourenplanung und natürlich auch auf der Vermittlung von Freude und der Faszination des Skitourengehens.

  • Aufstiegstechnik: Das Ziel ist das Erlernen des sauberen Kurvengehens und das Beherrschen von Spitzkehren. Das sind zwei Kernkompetenzen des Skitourengehens, die häufig unterschätzt werden. Effizientes Laufen und sicheres Gehen im steilen Gelände bilden die Grundlagen dazu.

  • Abfahrttechnik: Dabei ist es mir wichtig, den Gästen zu erklären, wie sie das Gelände für die Abfahrt richtig einschätzen. Woran erkennt man eine sichere Abfahrtslinie oder gute Sammelpunkte? Dies kann zum Beispiel entlang einem Rücken oder auf einem Felskopf sein. So befassen wir uns nicht nur mit der Abfahrtstechnik, sondern auch mit der Abfahrtstaktik. Am Ende sollte klar sein, dass eine Fahrt durch die Triebschnee gefüllte Mulde genauso heikel sein kann, wie ein Sammelpunkt einer Gruppe in der Mitte eines Steilhanges.

  • Lawinenrettung: Da steht die Suche nach Lawinenverschütteten im Zentrum und das Kennenlernen des dazu benötigten Materials; LVS, Schaufel und Sonde. Vor und nach der Tour sind theoretische Inputs geplant. Dabei befassen wir uns mit dem Bulletin, dem Interpretieren von Gefahrenstufen, der Tourenplanung, dem Zusammenhang von Wetter und Lawinengefahr und den Methoden zur Reduzierung des Lawinenrisikos. Unterwegs auf der Skitour wenden wir das Gelernte an und schätzen beispielsweise die Hangneigung ein, besprechen sichere Aufstiegsrouten und lohnende Abfahrtsmöglichkeiten.

Diese Ausbildungswoche hat Höhenfieber seit dieser Wintersaison neu im Programm. Was macht diese Woche einzigartig?

Wie gesagt bietet das abwechslungsreiche Tal viele Tourenmöglichkeiten, welche alle gut mit dem öffentlichen Verkehr erreichbar sind. Juf liegt auf 2126 Metern über Meer und gilt als die höchstgelegene ganzjährig bewohnte Siedlung der Schweiz. Damit ist das Tal ein schneesicherer Ausgangspunkt für Skitouren. Diese sind sowohl an nördlicher als auch an südlicher Exposition möglich, im steilen und im weniger steilen Gelände. So bietet das Tal Tourenvarianten für jedes Niveau und alle Bedürfnisse. Die Kombination von Ausbildung und Anwendungstouren bildet dabei ein einzigartiges Erlebnis.


Nun, aktuell gibt es in der Schweiz wieder etwas Neuschnee. Je nach Gebiet und Höhenlage über einen Meter. Letzte Woche sah das noch anders aus. Wie war die Schneelage im Averstal und was ändert sich für die nächsten Wochen?

Letzte Woche waren die  Südhänge bis weit nach oben schneefrei und viele Flanken waren windgeprägt. An manchen Orten kamen Steine oder Felsen hervor, die Rücken und Kämme waren grösstenteils aper und abgeblasen. Nach diesem Schneefall erscheint jetzt alles wieder winterlich weiss.

Fast in allen Winterregionen herrscht wegen den geringen Niederschlägen ein Altschneeproblem vor. In steilen Schattenhängen besteht das Fundament weitläufig aus aufgebautem Schnee und muss daher kritischer beurteilt werden als in anderen Saisons. Diese Problematik ist mit dieser Niederschlagsperiode leider noch nicht vorbei.

Ich denke, die nordexponierten Touren sind im Avers, mit der nötigen Vorsicht, schon bald wieder schön zu fahren und die südexponierten Hänge bleiben eher knapp an Schnee. Ein weiterer Vorteil, welcher uns das Averstal bietet, sind die zahlreichen Grashänge, die weit hinaufreichen. Wenn wenig Schnee liegt und man gut plant, gelingt es einem trotzdem meist ohne Steinkontakt ins Tal zu kommen.

Wie bewertest du als Bergführer die Schneesituation in diesem Winter?

Die Schneesituation ist absolut unterdurchschnittlich und vermutlich werden wir in den nächsten Jahren klimabedingt immer wieder von Neuem einen schneearmen Rekord aufstellen. Dies erfordert einen Wechsel in schneesichere Höhenlagen und Gebiete. Mit diesen Möglichkeiten zur Anpassung war die aktuelle Wintersaison bis jetzt gut zu meistern. Ebenfalls habe ich mehr Touren im Sektor Nord durchgeführt als in anderen Jahren. Der Unterschied wird sich nun Ende April und im Mai sicher deutlicher zeigen und wir müssen uns vermutlich auf längere Tragepassagen und wenig Schnee auf den Gletschern einstellen.


Siehst du der Skihochtourensaison mit dem Neuschnee positiv entgegen?

Ich finde es schwierig, eine genaue Aussage darüber zu treffen. Für mich ist klar, dass sich das Klima verändert und damit auch die Bergwelt. Das beschäftigt mich als Bergführer sehr. Die Skihochtourensaison wird kurzweiliger und verschiebt sich nach vorne. Ausnahmen und schnelle Wetterwechsel gehören vermehrt zur Tagesordnung. Wenn wir die aktuelle Woche als Beispiel nehmen: Über vier Tage gab es Schneefall, je nach Gebiet über einen Meter Neuschnee. Ende Woche sind wiederum bis zu 20 Grad im Flachland angesagt. Schneefälle sind gefolgt von warmen Perioden, was in diesem Winter sehr auffällig war. Ich sehe einen klaren Trend hin zu kürzeren, wärmeren und schneearmen Wintern. Der gefallene Neuschnee der vergangenen Woche war sicher nötig und gut, die Gletscher retten wird er aber nicht. Die Verhältnisse bleiben auf alle Fälle spannend.