Im Gebirge können schnelle Wetterumschläge die Tourenplanung auf den Kopf stellen oder gar zum Verhängnis werden. Wir geben dir einen kurzen Input zum Thema Wetterkunde in der Sommersaison.

Gewitter - ein häufiges und gefährliches Wettergeschehen

Die letzten Wochen waren so richtig heiss! Nun haben wir ein, zwei Tage etwas kühlere Morgen, bevor es nächste Woche wieder mit Temperaturen über 30 Grad weitergeht. Die sonnigen Tage des Hochsommers sind vielfach auch mit lokalen Gewittern, heftigem Regen und Hagel verbunden. Im Gebirge können solche schnellen Wetterumschläge die Tourenplanung auf den Kopf stellen oder gar zum Verhängnis werden. Wir geben dir einen kurzen Input zum Thema Wetterkunde in der Sommersaison.

Ebenfalls findest du Tipps und Tricks, wie du eine böse Überraschung in Form eines Gewitters in den Bergen vermeiden kannst. Und was du tun kannst, falls es doch einmal so weit kommt. Wir wünschen dir viel Spass beim Lesen.


Kurzer Exkurs zum Thema Wetterkunde

Bei Touren im Hochgebirge spielt das Wetter eine entscheidende Rolle und das Einbeziehen des Wetterberichts in die Tourenplanung ist unverzichtbar. Wetterumschläge können blitzartig eintreten und zum Verhängnis werden.

Für die Wetterentwicklung im Sommer ist der Polarfront Jetstream verantwortlich. Dieser liegt an der Grenze zwischen tropischen und polaren Luftmassen und bildet das für den Alpenraum bestimmende Starkwindband. Die Lage des Jetstream schwankt im jahreszeitlichen Rhythmus. Im Sommer verläuft dieser weiter nördlich.

Die Stärke des Jets schwankt ebenfalls übers Jahr hinweg und wird durch den Temperaturunterschied zwischen den tropischen und polaren Luftmassen beeinflusst. Dieser ist im Sommer geringer, weshalb die Windgeschwindigkeiten im Sommer-Jet deutlich niedriger sind als im Winter. Wenn der Jetstream im Sommer über Nordeuropa liegt, kann sich in den Alpen ein stabiles Hochdruckgebiet aufbauen, das für perfekte Wetterbedingungen für alpine Touren sorgt.

Die Wetterkunde ist komplex und umfassend, in diesem Abschnitt wird nur auf die Warm- und Kaltfronten und auf Sommergewitter eingegangen.

Warm- und Kaltfronten

Fronten werden im Hochgebirge vielfach als Wetterumbruch wahrgenommen und können zum Beispiel im Sommer in hohen Lagen zu Schneefall führen. Deshalb sollte der Durchzug von Fronten bei der Tourenplanung berücksichtigt werden. Fronten bilden sich an den Übergangsbereichen zwischen der polaren Kaltluft und der warmen Tropenluft. Warm- und Kaltfronten sind Wetterereignisse im Zusammenhang mit einem Tiefdruckgebiet.

Warmfront

Warme und daher leichtere Luftmassen gleiten auf die schwereren kalten Luftmassen auf und werden dadurch nach oben gehoben. Durch diese Hebung bilden sich die typischen Wolken einer Warmfront aus wie zum Beispiel Cirren, welche die Sichtverhältnisse langsam trüben. Und im Endeffekt Nimbostratus Wolken, welche die Sonne vollständig verdecken und für mässigen bis starken Regen an der Front sorgen. Ein Halo um die Sonne kann ein weiterer Indikator für einen solchen Wetterumbruch sein. Eine Warmfront bringt meist einen Anstieg der Lufttemperatur mit sich nach Frontendurchgang.

Kaltfront

Kalte Luftmassen schieben sich unter die warme Luft und heben diese nach oben. Die Kaltluft bewegt sich hier in Richtung der Warmluft. Kaltfronten zeichnen sich durch verstärkte vertikale Luftbewegungen aus und mächtige Schauer und Gewitterwolken (Cumulonimbus und Nimbostratus) bilden hierbei die typischen Wolkenbilder. Durch die Kaltfront ergibt sich im Normalfall eine Abkühlung. Indikatoren für eine stärkere Kaltfront können starker, etwas abgekühlter Wind und Quellwolken sein. Auch der Südföhn ist eine gute Vorwarnung, dessen Zusammenbruch oft starker Regen als Folge hat.

Gewitter

Gewitter können sich oft sehr schnell und lokal entwickeln. Grundlegend wird zwischen zwei Arten von Gewittern unterschieden: Frontgewitter und Luftmassengewitter. Frontgewitter treten beim Durchgang einer Kalt- oder Warmfront auf. Luftmassengewitter werden im Sommer als Wärmegewitter bezeichnet und sind die häufigste Gewitterart in den Sommermonaten.

Wärmegewitter

Wärmegewitter kündigen sich meist durch die typischen Quellwolken an. Daraus entwickeln sich im Tagesverlauf riesige Wolkentürme, die an der Oberseite wie ein Amboss aussehen – ein typisches Merkmal der Cumulonimbus-Wolke.

Frontgewitter

Ein Frontgewitter ist schwerer zu erkennen, da der Himmel vor der Front oft strahlend blau und wolkenlos ist. Das Nahen einer Warmfront lässt sich an den hohen Schleierwolken, den Cirren erkennen.

Für die Entstehung von Gewittern werden drei Faktoren vorausgesetzt: eine labil geschichtete Atmosphäre (heisst, dass die Temperatur mit der Höhe stärker abnimmt als im stabilen Fall), Feuchtigkeit in der bodennahen Luftschicht und ein Auslösemechanismus, der zu Hebung von Luftpaketen und Kondensation führt.

Die Gewitterbildung ist ein komplexes meteorologisches Ereignis. Vor allem bei Wärmegewittern stellt eine Vorhersage ob und wo solche Gewitter am nächsten Tag auftreten, eine grosse Herausforderung dar. Deshalb dient die Gewitterwahrscheinlichkeit bei der Tourenplanung als Anhaltspunkt.

Mehr zu typischen Wetterlagen in den Alpen findest du in diesem Bericht von MeteoSchweiz.

Wetterkunde

Tipps und Tricks bei Gewittergefahr

Tipp 1: die richtige Planung ist das A und O

Wenn die Gewitterwahrscheinlichkeit bereits am Morgen hoch ist, lohnt es sich, die Tour zu verschieben oder Alternativen zu suchen, welche eine rasche Rückkehr erlauben. Oftmals bilden sich hohe Wolkentürme, welche zu einem Gewitter führen können, erst im Laufe vom Tag. Somit ist es wichtig, deine Tour früh zu starten, damit du rechtzeitig wieder zurück in der Hütte oder im Tal bist.

Tipp 2: Touren mit Notaustiegen

Bei unsicheren Wetterverhältnissen lohnt es sich, Umkehrpunkte festzulegen. Bei manch langen und alpinen Touren ist ein vorzeitiger Ausstieg oder Abbruch nicht möglich. Solche Touren sollten nur bei stabilen Wetterlagen ohne Gewitterneigung durchgeführt werden.

Tipp 3: ein Blick nach oben lohnt sich

Während der Tour ständige Wetterbeobachtung: achte auf die typischen Wolkenmerkmale und auffrischende, böige Winde. Wenn sich der Himmel verdunkelt oder du bereits Wetterleuchten in der Ferne beobachten kannst, deutet dies auf einen Gewitteraufzug hin. Drehe lieber einmal zu früh um - die Berge laufen uns nicht davon.

Tipp 4: Was, wenn doch… Weg vom Grat und exponierten Stellen

Wenn du auf deiner Bergtour von einem Gewitter überrascht wirst, solltest du dich nicht an exponierten Stellen aufhalten. Ausgesetzte Flächen, Gipfel und Grate gilt es umgehend zu verlassen. Auf vielen Gipfelkreuzen steht sogar ausdrücklich, dass man sich bei Gewitter fernhalten soll. Fixe Stahlseile oder Klettersteige unbedingt meiden! Die Stahlseilsicherungen sind ein wahres Blitzmagnet. Einmal in Sicherheit heisst es abwarten, bis das Gewitter vorbeizieht.

Tipp 5: Was lerne ich daraus?

Falls du unglücklicherweise in ein Gewitter geraten bist oder du andere von einem solchen Erlebnis erzählen hörst, ist es wichtig, die erlebten Situationen zu reflektieren. Wie ist es dazu gekommen? Wurden Gewitteranzeichen nicht wahrgenommen, hätte man früher umkehren müssen? Versuche aus diesen Erlebnissen zu lernen, sodass sich diese nicht wiederholen. Gemeinsame Tourenbesprechungen sind dabei sehr hilfreich.

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Wir sagen uns du.


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Diese schöne Tradition möchten wir schon vom ersten Kontakt an mit dir pflegen.
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