Teambergführer Florian erzählt im spannenden Interview über die Erschliessung von Kletterrouten, sowie was die Aufbaukurse Mehrseillängen Arco und Dolomiten so einzigartig machen.

Mehrseillängenklettern - Bergführer und Local Florian berichtet über seine Passion in der Vertikalen

Unser Teambergführer Florian Kluckner ist schon seit früher Jugend in der Vertikalen unterwegs. Bereits in den späten 80ern erreichte er ein, für damalige Begriffe, sehr hohes Kletterniveau. So gelang es ihm auch, gemeinsam mit einem Jugendfreund, den sehr anspruchsvollen Cerro Torre in Patagonien zu besteigen. Seit 2006 lebt Florian in einem kleinen Dorf in der Nähe von Arco im Sarcatal. Dort hat er zusammen mit Freunden dutzende von neuen Routen erschlossen. Diese Wege führen, sehr bedacht angelegt, in mittleren Schwierigkeitsgraden bis zum 7. Grad durch die zahlreichen Felswände im Tal. Mittlerweile sind tausende von Klettermetern zusammengekommen.

Für den Berg- und Kletterführer Florian ist es wichtig, bei seiner Tätigkeit die Beziehung zu den Bergen zu fördern und zu vertiefen.


In der aktuellen bergluft-Ausgabe erfährst du im Gespräch mit Florian, warum man den Aufbaukurs Mehrseillängenklettern Arco auch mehrmals besuchen kann, und wo du Mehrseillängentouren von über 1000 Metern Höhe findest. Gemeinsam tauchen wir ein in die faszinierende Welt des Kletterns und entdecken die Vielfalt dieser Sportart. Passend dazu hält Transa einen spannenden Beitrag zum Thema Klettersteige bereit.

Florian Kluckner – Klettern und neue Routen erschliessen, eine Passion in der Vertikalen

Florian führt seit vielen Jahren im Sommer und im Winter Touren und Kurse für Höhenfieber. Besonders beliebt sind seine Themenwochen Skitouren und Yoga, Aufbaukurs Mehrseillängen in Arco sowie der Aufbaukurs Mehrseillängen Dolomiten. Wir «erwischten» Florian vergangenen Montag zuhause für das Interview. Er gönnte sich einen Tag daheim, nachdem er am Vortag mit zwei Kunden auf einer langen Klettertour unterwegs war.

Portrait Florian

Florian, schön hast du Zeit für ein kurzes Gespräch. Wann und wo warst du das letzte Mal klettern?

Gestern mit Gästen in den Dolomiten. Wir haben die Nordkante des Langkofel geklettert, ein absoluter Klassiker im 4. Grad mit 27 Seillängen und einem langen Abstieg.

 

Du arbeitest mit einer Gruppe von Freunden an der Erschliessung und Sanierung von mittelschwierigen Mehrseillängenrouten im Sarcatal und in den Dolomiten. Erzähle uns mehr darüber.

Mit meinem Freund Heinz Grill hatte ich schon Erstbegehungen im traditionellen Stil gemacht, welche jedoch wegen ihrer Ernsthaftigkeit kaum wiederholt wurden. So entschieden wir uns, für ein breiteres Publikum kletterbare Routen zu erschliessen. Vom einheimischen Erschliesser Diego Filippi inspiriert, begannen auch wir mit Putzarbeit «wertvollen» Fels zu gewinnen. Dazu nutzen wir ab und zu eine handliche Baumsäge, Eisenhaken und Drahtbürsten. So war es auch uns möglich, im Sarcatal bei Arco an die 130 Erstbegehungen zu machen. Im Laufe der Jahre entwickelte sich unser Stil der «Rhythmischen Touren». Dabei sind die Kletterlinien, die Wahl der Standplätze und die Sicherungen (Sanduhren, Normal- und Bohrhaken, Klemmkeile und Friends) aufeinander abgestimmt, sodass der Wiederholer eine gewisse Logik und Harmonie entdecken und erleben kann. In den Dolomiten sind es mittlerweile 60 Routen, die diesem Anspruch genügen. Dies in einem ersthaften alpinen Ambiente. Wie im Sarcatal haben wir uns auch in den Dolomiten für einen ästhetischen Sicherungsring am Standplatz entschieden. Es ist für mich eine grosse Freude zu sehen, dass die Routen trotz ihrem gewissen Anspruch einen grossen Anklang finden.

Führt ihr Buch darüber, wie viele Klettermeter ihr schon erschlossen habt?

Nein, die kürzeste Route in Arco hat 150 Meter Wandhöhe, die längste Route in den Dolomiten über 1000 Meter. Wie gesagt, es sind mittlerweile 190 Neutouren geworden.


Wie viele Tage pro Jahr bist du am Felsen unterwegs? Wie viele Paar Kletterschuhe verbrauchst du pro Jahr?

Dies kann ich gar nicht sagen. Je nach Nachfrage mit Gästen etwa 30 Tage, privat zur Pflege der Klettertouren rund 50 Tage. Für neue Erschliessungen in Arco, wenn ich alleine arbeite, gehe ich pro Seillänge etwa dreimal in die Wand, auch für wenige Stunden. Da die Touren nicht so schwierig sind, verbrauche ich nur ein Paar Kletterschuhe pro Jahr. Alle zwei Jahre muss ich meinen Klettergurt ersetzen, der nutzt sich während den Erschliessungsarbeiten sehr stark ab.


September und Oktober sind ideale Monate um in deiner Heimat, im Sarcatal zu klettern. Trifft diese Aussage zu und wenn ja – warum?

Ja, der Herbst ist eine gute Zeit, aber auch das Frühjahr. Ich persönlich bin den ganzen Winter in den Wänden unterwegs. Das Besondere des Sarcatals ist die vorteilhafte geografische Lage: den Gardasee als Temperaturkompensator und die niedere Lage von 90 Metern. Als Indikator für das mediterrane Klima ist der heimische Olivenbaum zu sehen.

Mehrseillängenkurse

Was macht den von dir geleiteten Mehrseillängen-Kletterkurs rund um Arco so einzigartig?

Das beginnt meines Erachtens schon bei der Unterkunft. Es ist ein etwas am Rande liegender, biologisch geführter Obst-Bauernhof, ein echter Familienbetrieb. Neben dem grossartigen Ambiente geniessen wir auch eine exzellente Verpflegung mit vielen Zutaten aus der hofeignen Produktion.

Die Auswahl der Mehrseillängen-Routen in allen Schwierigkeitsgraden ist sicherlich einzigartig! Auch bei der Wandhöhe und dem Anspruch (Absicherung) gibt es eine grosse Auswahl. So kann ich je nach Niveau und den Wünschen der Teilnehmer die Route aussuchen.

Wir haben auch Gäste, die aus Begeisterung schon zweimal dabei waren. Die Auswahl an Routen reicht für viele Aufenthalte. Die Routen fühlen sich nicht ausgesetzt an. Oft gibt die umgebende Vegetation dem Auge halt. Für unsere nicht so routinierten Gäste ist dies ein grosser Vorteil.

Die Gruppen lernen auch das Sarcatal mit den umliegenden Landschaften bis hin zum Gardasee kennen. Ein einzigartiger wertvoller Kulturraum mit dem unverwechselbaren südlichen Ambiente. Besonders das schöne, weiche italienische Licht der Morgen- und Abendstunden bezaubert mit seinem besonderen Flair.


Mittlerweile bist du mit Höhenfieber-Gruppen auch in den Dolomiten unterwegs. Was zeichnet diesen Kletterkurs aus?

Das einzigartige Ambiente der Dolomiten mit ihren sanften Wiesenmatten und den markanten, aufragenden Türmen und Zacken machen die Region zu etwas Besonderem. Es gibt in den Alpen keine vergleichbare Gebirgslandschaft.

Die Routen im 4.-5. Grad führen oft durch festen, steilen und griffigen Fels. Diese sind gut abgesichert und die Abstiege sind nicht schwierig. Wir bewegen uns in imposanter Umgebung. Ein perfektes Klassenzimmer also, um vom Experten betreut Klettererfahrung in alpiner Umgebung zu sammeln.


Wir sind im Herbst schon gut gebucht. Hast du Zeit, noch einen weiteren Kurs für uns zu leiten?

Dieses Jahr bin ich aussergewöhnlich gut gebucht. Erst vom 29.10. – 4.11.23 hätte ich noch ein Zeitfenster.


Florian, für das spannende Gespräch bedanke ich mich sehr. Den Kurs mit Start am 29. Oktober werden wir ausschreiben. Wir wünschen dir abwechslungsreiche neue Seillängen und viel Freude mit den Höhenfieber-Gästen im Sarcatal und in den Dolomiten.

Aufbaukurs Mehrseillängenklettern Arco

Die schönsten Plaisir-Routen am Gardasee

Der Name ist Programm: Der norditalienische Ort Arco schlägt einen Bogen von alpinem Ambiente zu mediterranem Flair. Das Klettermekka überrascht mit einer variantenreichen Vielfalt an Klettertouren. Besonders angetan haben es uns die schönen Mehrseillängenrouten in moderaten Schwierigkeitsgraden.


Kursinhalte

Wiederholung der Grundlagen, Standplätze und Seilmanöver in Mehrseillängen, Abseilen, Einsatz von mobilen Sicherungsmitteln, Rückzug aus Route, Notsituationen, Anwendung der Kursinhalte auf Tour unter Aufsicht des Bergführers.


Kursziele

Wir lernen, selbstständig Mehrseillängenrouten in Zweierseilschaft zu klettern und den Zu- und Abstieg mit oder ohne Abseilen.

Unsere Unterkunft im Portrait: Das Agriturismo Maso Lizzone

Wir logieren im stilvoll-ländlichen Agriturismo Maso Lizzone etwas ausserhalb von Arco. Wie ein Balkon mit Blick auf das Sarcatal, im Norden des Gardasees, liegt das kleine Resort mitten in einem grünen Garten-Park, umgeben von Weinbergen und terrassierten Olivenbäumen, die Ruhe und Entspannung bieten. Hier wird hofeigenes Olivenöl und eigener Rotwein produziert. Wir nächtigen in Doppelzimmern mit Dusche/WC.

Durchführungen mit freien Plätzen

17.09.2023 - 23.09.2023

29.10.2023 - 04.11.2023

21.04.2024 - 27.04.2024

Aufbaukurs Mehrseillängen Arco

Aufbaukurs Mehrseillängenklettern Dolomiten

Alpine Kletter-Touren rund um das Sellajoch

Das Klettern im eindrucksvollen Felsenreich der Dolomiten ist für jeden Kletterer ein absolutes Highlight! Über sanfte Wiesenmatten ragen die Türme der Sellagruppe, des Langkofels und der Marmolata als „Könige der Dolomiten“ auf. Als eine der schönsten Berglandschaften der Welt wurden die Dolomiten in das UNESCO-Welterbe aufgenommen. Die Kletterei ist oft steil und ausgesetzt, aber griffig. Wir haben für euch moderne, schöne und gut gesicherte Routen ausgewählt. Der Sellapass ist ein zentraler Ausganspunkt.


Kursinhalte und  Kursziele

Diese sind identisch mit dem Aufbaukurs Arco (siehe oben).


Geplante Durchführungen 2024

21.07.2024 - 27.07.2024

18.08.2024 - 24.08.2024

Die Termine sind ab Anfang November 2023 buchbar.

Aufbaukurs Mehrseillängen Dolomiten

Partnerin Transa berichtet über fünf familienfreundliche Klettersteige

Du magst kühlere Temperaturen und wolltest dich schon immer mal mit Kind und Kegel an einen Klettersteig wagen? Wir haben für dich fünf Klettersteige für Einsteiger:innen und Familien in der Schweiz herausgesucht. Sie eignen sich alle für erste Versuche am Felsen.

Unsere Packliste hilft dir, dass du alles Wichtige dabei hast und Bergführer Tobi gibt Tipps für eure erste Klettersteigtour. Hier gelangst du zu unserem Blog:

Klettersteig Blog

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Wir sagen uns du.


Wenn wir gemeinsam in den Bergen unterwegs sind, so sprechen wir uns mit du an.
Diese schöne Tradition möchten wir schon vom ersten Kontakt an mit dir pflegen.
Wir sprechen dich also auch am Telefon und im Mailverkehr per du an.

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